Shopping in Kuba

Alles, was Ihr über das Einkaufen in Kuba wissen müsst

Ein typischer Mall in Havanna

Einkaufen in Kuba

Wenn man ein anderes Land besucht, ist es üblich, auf lokale Märkte und in Einkaufszentren zu gehen. Diese Orte sind nicht nur zum einkaufen, sondern auch Teil der kulturellen Erfahrung, denn sie ermöglichen es uns, zu erfahren, was die Einheimischen produzieren und konsumieren, wie die typischen Speisen schmecken und welche Farben und Texturen ihre Kleidung und handgefertigten Ornamente haben. Diese Dinge sind nicht nur, sie erzählen auch die Geschichte des Landes, besser als so manche Bücher. Daher ist es selbstverständlich, etwas davon als Andenken an unsere Reise mitzunehmen oder mit Freunden zu teilen. Jedes Land hat jedoch beim Einkauf so seine Tücken, worauf Ihr beim Shopping und bei Marktbesuchen in Kuba achten solltet, erklären wir Euch in diesem Blogpost.

Für viele Reisende ist das Einkaufen auf Kuba vielleicht sogar der verwirrendste Teil der Reise. Ein stabiler, gemeinsamer Markt für Produkte und Währungen ist aufgrund des schwachen Wirtschaftssystems und der, von den USA verhängten Handelsblockade, für Kuba momentan nicht möglich. Dies führt oftmals zu Desinformationen, was Touristen leider häufig zu einer leichten Beute für Kriminelle macht.

Um über die Missstände aufzuklären bin ich nach Havanna gereist, habe erfahrene Reiseleiter, Verkäuferinnen und Verkäufer, Reisende und tatsächlich sogar Menschen, die sich regelmäßig Touristen zum Opfer machen, interviewt und habe so einiges erfahren, was man als normaler Reisender niemals hätte wissen können. Natürlich verrate ich Euch auch, welche Produkte man in Kuba besonders günstig erhalten kann. Einige sind offensichtlich, wie z.B. Tabak und Rum, andere sind vielleicht eher überraschend und würden nicht jedem sofort in den Sinn kommen. Ich werde Euch natürlich auch über wichtige Vorsichtsmaßnahmen informieren und über typische Betrugsfälle, denen Ihr ausgesetzt werden könntet. Und natürlich ist auch eine Liste der Orte, an denen man in Kuba am allerbesten shoppen gehen kann!

Das ABC beim Einkaufen in Kuba

In Kuba gilt eine goldene Regel: Wenn Euch jemand auf der Straße ohne Grund anspricht bedeutet das mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nur eins: diese Person möchte etwas von Euch, undzwar nichts gutes. Egal, ob es sich um falsche Reiseführer, Schmuggler oder Vermittler auf Provision für „die besten Plätze der Stadt“ handelt, wenn sie in der Straße auf dich zu gehen, liegt das daran, dass sie nicht ganz legal sind. Keine Sorge, mehr Infos zu Betrügern und wie man diesen am Besten aus dem Weg gibt es weiter unten im Post. Jetzt geht es erstmal darum, wie Ihr Euer Geld überhaupt verwenden könnt.

Der Währungsumtausch in Kuba ist so komplex wie seine Kultur vielfältig ist. Mit der Abschaffung des CUC (1cuc x 24 CUP) am 1. Januar 2021 begann ein rasanter Anstieg der Inflation, die durch die Verknappung von Devisen und Ressourcen beeinflusst wurde. Das lag daran, dass der MLC als Äquivalent einer ausländischen Währung mit demselben Gegenwert wie die alte Banknote auf den Markt kam. Solange der Staat diesen Wechselkurs aufrechterhielt, wurde er informell bis zum 3- oder 4-fachen seines Wertes umgetauscht. Dies dauerte bis zum 4. August 2022, als die Regierung 1 USD x 120 CUP in den Wechselstuben einführte und die Bank die Einführung der Währung beantragte. Aber das hat den Preis nur noch weiter in die Höhe getrieben. Bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Blogposts ist der Kurs auf 190 CUP gestiegen.

Diese Situation hat Menschen dazu ermutigt, sich an Ausländer zu wenden, die Euro oder Dollar entweder für unterschlagene Waren suchen oder ihnen einen verlockenderen Wechselkurs anbieten als den der institutionellen Geldinstitute. Es ist möglich, dass gefälschte Banknoten oder der CUC, die ehemalige, mittlerweile ausgestorbene Touristenwährung, angeboten werden. Ihr solltet Euch also auch über die Banknoten und  Wechselkurse informieren, denn es ist nicht ungewöhnlich, dass Verkäufer Eure Unwissenheit ausnutzen, um Euch über den Tisch zu ziehen.

Die beste Zigarre der Welt?

Havanna-Zigarren sind aufgrund ihrer Nachfrage und Beliebtheit auf dem internationalen Markt vielleicht eines der am meisten gefälschten und kopierten Produkte der Welt. Die Hauptstadt ist von diesen Betrügereien nicht ausgenommen und diese werden jeden Tag kreativer. Ich befinde mich im Central Park, neben mir ist die weltberühmte Floridita Bar, ein Muss für jeden, der Kuba besucht. Hinter mir liegt das Gran Teatro de la Habana und etwas weiter weg das Capitolio, vor mir die Calle Obispo. Dies ist vielleicht der Ort in der Hauptstadt mit dem höchsten Touristenaufkommen und folglich auch der Ort mit dem meisten Verkauf und Schmuggel von kubanischem Tabak.

Das ist ein so lukrativer Markt, dass die Fälscher immer kreativer mit ihren Kopien werden. Habanos aus Bananenblättern, getrocknetem Papier, der Zigarrenbauch gefüllt mit allem ausser Tabak. Original- oder halbfertige Schachteln, Echtheitszertifikate, Vitola, Zedernfeuerzeug, Briefmarken und gestohlene Lizenzen. Fiktive Tabakstipendien für Studenten oder Arbeiter gibt es zuhauf. Unabhängige Tabakgenossenschaften, die von staatlichen Unternehmen bedrängt werden. Die Geschichten, die sie Euch verkaufen, um Euch glauben zu lassen, dass eine Kiste, die in den Geschäften mehr als 200 USD kosten könnte, für 30 oder 40 USD angeboten werden kann, werden immer weniger originell. Ihr nehmt vielleicht die schlimmsten 40 Dollar des „besten Tabaks der Welt“ mit nach Hause oder schenkt sie einem Freund.

Angst davor betrogen zu werden, kann manchmal zu Vorbehalten gegenüber dem Kauf von kubanischen Zigarren führen. Deshalb habe ich mich an den sichersten Ort begeben, an dem ihr genau das bekommt, wonach Ihr sucht. Casas del Habano sind Geschäfte, die sich auf den Verkauf von Zigarren spezialisiert haben. Die Verkäuferinnen und Verkäufer sind für die angebotenen Waren geschult und selbst die Unerfahrensten können Ratschläge geben, wie man welchen kubanischen Rum mit den weltberühmten Zigarren kombiniert. Es gibt drei Casas del Habano in Havanna und ich habe Euch die Adressen natürlich hier aufgelistet. Wir alle wollen, dass der Geschmack des kubanischen Landes ein 100% echtes und authentisches Erlebnis bleibt.

Kubanischer Rum

Havana Club ist, seit Bacardi 1960 das Land verließ, um der Verstaatlichung durch die Revolutionsregierung zu entgehen, Kubas standard Rum-Marke. Sie wird heute von Pernod Ricard vertrieben und hat sich zu einer der führenden Marken im globalen Spirituosensektor entwickelt, obwohl sie auf dem US-Markt, einem der größten Märkte der Welt, verboten ist. Der gleichnamige Rum, den man in US-Läden findet, gehört zu Bacardi und wird in Puerto Rico hergestellt.

Im Jahr 2020 beschloss das Unternehmen, die Dosieraufsätze in den Rumflaschen  aufgrund von Problemen mit Rohstoffen wie Kunststoff aus seinem Standardsortiment zu entfernen. Zu den betroffenen Sorten gehören Havana Club Añejo Blanco, Havana Club Añejo 3 Años und Havana Club Añejo Especial. Das hat dazu geführt, dass der Rum neu verpackt und verfälscht wurde. Da sie ursprünglich nicht über dieses schwer zu reproduzierende Siegel verfügten, werden die oben genannten Varianten der Marke mit veränderten Alkoholen in Behälter abgefüllt, die in illegalen Abfüllanlagen wiederverwendet werden. Diese Praxis ist so weit verbreitet, dass sie durch die Knappheit in den letzten Monaten und die hohen Einkaufspreise auf dem Schwarzmarkt oder in privaten Dienstleistungsbetrieben noch verschärft wurde. Das macht es fast unmöglich, diese Originalflaschen in Geschäften und privaten Unternehmen zu finden.

Wenn Ihr kubanischen Rum sicher und günstig probieren wollt, solltet Ihr ganz in der Nähe der Avenida del Puerto, neben der Plaza San Francisco de Asis, einen Stopp einlegen. Hier befindet sich das Rum-Museum des Havana Club Internacional S.A. Ein Ort, an dem das Elixier sorgsam in seinem ursprünglichen Zustand gehalten wird. Der Ort ist eingerichtet im Stil der alten Keller aus dem 20. Jahrhundert der Hauptstadt und mit Anspielungen auf die Mühlen und Destillierapparate, aus denen das kubanische Zuckerrohr zu dem berühmten kubanischen Rum verarbeitet wird. Führungen werden auf Englisch und Spanisch angeboten, wenn Ihr die Geschichte des Destillats der Insel aus erster Hand kennenlernen möchtet.

Museum für Rum – Avenida del Puerto und Esquina Sol, Alt-Havanna.

Der Heilige Gral des kubanischen Shoppings

Wenn es eine Sache gibt, die ein Großteil der Welt nicht weiß und die man nur herausfindest, wenn man zufällig in einen kubanischen Markt eintaucht, dann ist es, dass Kuba einer der günstigsten Orte der Welt ist, um Bücher zu kaufen. Wenn du Spanisch oder Englisch sprichst, kannst du alte Ausgaben jeglicher Bücher zu exorbitant niedrigen Preisen mit nach Hause nehmen. Hier ist der Grund dafür:

Als die Rebellenarmee am 1. Januar 1959 die Macht übernahm, waren 70% der kubanischen Bevölkerung Analphabeten und die große Masse der Berufstätigen war nach Miami geflohen. Alphabetisierung und Bildung der Menschen waren daher ein wichtiger Teil der Agenda der neuen Regierung. Dieser Prozess begann 1961 mit der massiven Alphabetisierungskampagne, die es in kurzer Zeit schaffte, dass 99% der Bevölkerung lesen und schreiben konnten. Aber das reichte nicht aus, um die mangelnde Professionalisierung auszugleichen. Es folgten weitere Maßnahmen, die als „Universalisierung der Bildung“ bekannt sind, bei denen der Staat Bücher völlig kostenlos verteilte und ihren Verkauf in den ersten Jahren verbot. Diese Bände waren Teil der Huracán-Sammlung und umfassten klassische, renommierte und weltbekannte Titel. Im Laufe der Jahre und mit dem Fall der UdSSR wurde der Vertrieb eingestellt, aber die subventionierte Buchindustrie besteht bis heute.

Das brachte zwei sehr wichtige Dinge mit sich. Eine gut gebildete Bevölkerung und die Popularisierung von Wissen und Kultur. Zweitens: Die berühmtesten Autoren der Weltliteratur waren in jedem noch so bescheidenen Haushalt zu finden. Viele der Erstausgaben sind schon zu sehr niedrigen Preisen an Ausländer verkauft worden. Aber auch heute noch können sowohl Einheimische als auch Ausländer in öffentliche Bibliotheken gehen und Klassiker der Weltliteratur für weniger als 0,6 Dollar kaufen.

Wenn Ihr heute in Online-Shops nach einem der europäischen Klassiker sucht, werden Euch Preise in Höhe von 50 bis 100 US Dollar angezeigt, wenn nicht sogar mehr. Währenddessen könnt Ihr sie am teuersten Ort in Havanna für nur 8-12 Dollar bekommen. Und wenn Ihr keine Sammler seid, könnt Ihr sie auf den oben erwähnten staatlichen Websites aufgrund von Subventionen für Pfennige kaufen. Wenn Ihr Fans der Sozialwissenschaften seid, hat der Alma Mater Verlag einige sehr aktuelle Titel für Euch.

Hier sind einige Adressen, an denen Ihr sicher ein paar Perlen finden werdet:

99% kubanisches Design

Ein Großteil der nationalen kubanischen Marke wird in Artex-Läden im ganzen Land verkauft. Manche sind gute Designs, manche nicht so. Manchmal unterstützen wir kleine Unternehmen und kaufen Souvenirs aus einer Garage oder kleinen Gängen, die mit T-Shirts, Bastelarbeiten, Zeichnungen vollgestopft sind, ohne die Herkunft der Artikel zu kennen, wobei die Meisten überhaupt nicht originell sind und immer wieder reproduziert werden, bis wir es satt haben. Ganz zu schweigen von den hohen Preisen, Zwischenhändlern, die Provisionen verlangen, Betrügereien beim Umtausch Eures Geldes und den Risiken, die mit dem Kauf auf dem Schwarzmarkt oder auf der Straße einhergehen.

Bei meiner Suche nach authentischen, sicheren und originellen Produkten stieß ich auf Villegas Nr. 403 in Habana Vieja. Seit 2015 befindet sich dort der erste und einzige Shop in Kuba des Modelabels Clandestina, der ersten unabhängigen urbanen Bekleidungsmarke des Landes. Das von den Frauen Idania del Río und Leire Fernández geleitete Projekt hat es geschafft, sich einen Platz in der Gunst junger Menschen und ausländischer Besucher zu sichern, die immer auf der Suche nach der Avantgarde sind. Heute haben sie eine feste Niederlassung in New York und liefern in die ganze Welt. Mit ihrem Engagement für nachhaltige Mode stellen sie Produkte her, die umweltfreundlich sind und gleichzeitig eine bewundernswerte Qualität haben.

Wir von Cuba Buddy glauben, dass die Marke Clandestina eine wunderbare Repräsentation des Landes ist und haben eine Zusammenarbeit gestartet. Wenn Ihr Euch dafür interessiert, was wir zusammen auf die Beine gestellt haben und möglicherweise ein Kleidungsstück aus dieser Kollaboration sowohl in Havanna als auch in Berlin bekommen möchtet, folgt einfach diesem Link.

Clandestina Laden – Villegas Nr. 403, Alt-Havanna

Aufgepasst…

Kuba ist definitiv eines der sichersten Länder in der Region. Kein Waffenhandel, keine organisierte Kriminalität, kein großer Drogenumlauf und die Gastfreundschaft der kubanischen Bevölkerung machen die Sicherheit zu einer der größten Attraktionen des Landes. Übergriffe auf Touristen sind eher selten. Betrügereien oder das Ausnutzen der hilfsbereiten und selbstlosen Erscheinung Reisender sind die häufigsten Straftaten. Deshalb hier die Tipps, die ich ja schon am Anfang des Textes angeschnitten habe für Euch zusammengefasst, damit Ihr bei Eurer Kuba Reise auch auf alles vorbereitet seid und Euch nicht hinters Licht führen lasst.

Nimm keine Angebote von Leuten an, die dich auf der Straße ansprechen, denn das Sozialversicherungssystem ist zwar nicht ideal, zwingt aber niemanden dazu zu Betteln.