Das Land der Orchideen
Artemisa in Zahlen und Fakten
Die Provinz Artemisa ist eine der beiden neuen Provinzen, die aus der ehemaligen Provinz La Habana hervorgegangen sind und deren Gründung die kubanische Nationalversammlung am 1. August 2010 beschlossen hat. Die andere ist die Provinz Mayabeque. Die neuen Provinzen sind seit dem 1. Januar 2011 in Kraft. Die Provinzhauptstadt trägt den gleichen Namen wie die Provinz selber, Artemisa.
Die Provinz ist die drittkleinste des Landes und ist mit 514.332 Einwohnern und einer Bevölkerungsdichte von 128.5/km² nach Havanna und Santiago de Cuba die am dichtesten besiedelte. Die Provinz liegt im Westen Kubas. Die Nordgrenze von Artemisa bildet die Floridastraße, der Golf von Batabanó bildet die Südgrenze. Westlich der Provinz liegt Pinar del Río. Im Nordosten grenzt sie an die Provinz Havanna und im Südosten an die ebenfalls 2011 gegründete Provinz Mayabeque.
69% der Bevölkerung lebt in Städten, die restlichen 31% auf dem Land
Flora und Fauna von Artemisa
Vegetation ist zweifellos der Hauptreisegrund für Artemisa.
Dank des regenreichen und gemäßigten Mikroklimas bietet Artemisa eine unvergleichliche Landschaft voller bunter Orchideen und hoher Bäume. Das Leben hier verläuft in einem langsamen und natürlichen Rhythmus, der authentisch ist und sowohl Kubaner als auch Ausländer in seinen Bann zieht. Man sollte sich das Gefühl nicht entgehen lassen, die Insel in ihrer Gesamtheit erlebt zu haben.
Das Ökodorf las Terrazas, liegt im dem Biosphärenreservat Sierra del Rosario, das voller historischer Stätten, Seen, Flüssen und Wasserfällen ist
Die Provinz ist besonders bekannt für die Vielfalt an Orchideen. Im Orquideario de Soroa können BesucherInnen über 20.000 verschiedene Orchideensorten bewundern.
Fast die gesamte Tierpopulation der Provinz ist anthropogen. Das bedeutet, dass die Tiere aus anderen Regionen der Erde, insbesondere Afrika, Asien und Europa, nach Kuba „importiert“ wurden. Dazu gehören beispielsweise Pferde, Nutztiere oder Haustiere wie Hunde und Katzen. Wild lebende Tiere, die mit etwas Glück auf einer Wanderung gesichtet werden können, sind beispielsweise die Huitaconga, auch Kuba-Baumratte genannt, Fledermäuse oder auch das Bukhara Reh.
Artemisas Geschichte
Prä-Koloniasation
Von der vorkolonialen Geschichte ist wie bei vielen der Provinzen nur wenig erforscht. Jedoch ist bekannt, dass das Gebiet der heutigen Provinz Artemisa dem Marién Stamm gehörte.
Kolonisation
Alquízar, gegründet 1616, ist die älteste Stadt der Provinz. Ihr folgten Guanajay (1650) und Las Pozas (1685). Die Provinzhauptstadt Artemisa wurde von Einwohnern Havannas erbaut, die nach einem Großbrand die Hauptstadt verlassen mussten. Ertragreicher Kaffee- und später Zuckerrohranbau führten zu einem schnellen Wachstum der Stadt. Im frühen 20 Jahrhundert galt Artemisa als zweitbedeutendste Stadt der ehemaligen Provinz Pinar del Río. Die Ruinen der Angerona Kaffeeplantage, ein Nationaldenkmal Kubas, zeugen von der Pracht des Kaffeeanbaus, der der Region den Spitznamen „Jardín de Cuba“, der Garten Kubas, einbrachte.
Unabhängigkeit
Das heutige Territorium der Provinz Artemsia war historisch gesehen ein wichtiger Schauplatz der Unabhängigkeitskämpfe des Landes. Die Bevölkerung litt während des Unabhängigkeitskrieges schwer unter der „Rekontentrations“ Politik, die anordnete, dass alle BewohnerInnen ländlicher Gebiete sich in von den Spaniern besetzten Dörfern einzufinden hatten. In diesen überbevölkerten Lagern herrschten Hunger und Epidemien, die allein in der Provinz Artemisa zu mehr als 7.600 Todesfällen führten.
Die kubanische Revolution
Das Gebiet von Artemisa hatte eine signifikante Beteiligung an dem von Oberbefehlshaber Fidel Castro angeführten Angriff auf die Moncada Kaserne am 26.07.1953, die den Beginn der kubanischen Revolution markierte.
Mehrere Dutzend Artemiseños (gebürtig aus Artemisa) und Guanajayenses (gebürtig aus Guanajay) nahmen an dieser kämpferischen Aktion teil, 17 von ihnen starben bei dem Angriff oder später im revolutionären Kampf.
Kultur, Kunst und Musik in Artemisa
Artemisa ist die Heimat zahlreicher Kunstgalerien sowie des „Centro Provincial de Artes Visuales“, dem Zentrum für visuelle Künste der Provinz Artemisa, das sich in San Antonio de los Baños befindet und regelmäßig die Kunst lokaler KünstlerInnen ausstellt.
Das Zentrum der Provinzhauptstadt Artemisa sticht heraus, wenn es um urbane Architektur geht. Hier herrscht ein Mix aus kolonialem und post-modernem Baustil, wobei etwa 70% der Häuser zwischen 1890 und 1940 erbaut wurden. Das ökologische Dorf Las Terrazas zeichnet sich aus durch eine, mit der spektakulären Natur harmonierenden, Architektur. Das Dorf wurde mit einem nachhaltigen und ressourcenschonenden Konzept erbaut, bei dem sogar die Touristenunterkünfte so umweltschonend wie möglich errichtet wurden.
Viele bekannte Musiker und Musikerinnen Kubas kommen aus der Provinz Artemisa. Unter ihnen ist María Teresa Vera, Polo Monatañéz und Silvio Rodríguez. Dem Sänger und Komponisten Polo Monatañéz wurde hier sogar ein Museum gewidmet.
Die Provinzhauptstadt Artemisa veranstaltet jährlich im April eine Literaturfest mit dem Namen La Fiesta de las Letras, das Fest der Buchstaben. Es gibt zahlreiche Vorlesungen und Vorträge, sowie Podiumsdiskussionen zum Thema Literatur.
Mehr über Artemisa
Das Essen in Artemisa
Wie so gut wie jede Provinz hat auch Artemisa einige typische Gerichte, darunter Beispielsweise Boniatillo con coco, Crema de plátano, Huevos rellenos artemiseños und Pollo frito diferente. Zu den üblichen Zutaten zählen natürlich zahlreiches Obst und Gemüse, das in der Provinz angebaut wird, dazu oftmals Reis, Hühnchen, Eier oder Schwein.
Von A nach B
Das Gebiet verfügt über ein ausgedehntes Straßennetz. Sie wird von Nordosten nach Südwesten von der Autobahn Havanna-Pinar del Río durchquert, der Hauptverkehrsachse, die durch 6 Gemeinden führt. Ein Zweig der Autobahn wurde 2022 fertiggestellt und verbindet die Stadt direkt mit der Provinzhauptstadt. Die alte Zentralstraße (erbaut 1925) verbindet auch die Gemeinden Bauta, Caimito, Guanajay, Candelaria und San Cristóbal direkt mit der Provinzhauptstadt Artemisa.
Die neue Havanna-Mariel-Bahn unterquert die Autobahn Havanna-Pinar del Rio. Ein tiefer Einschnitt erleichtert den Aufstieg auf die Höhen von Mariel.
Die Westbahn von Havanna nach Guane in Pinar del Río durchquert die Gemeinden Güira de Melena, Alquízar, Artemisa, Candelaria und San Cristóbal. Ein Zweig davon verbindet San Antonio de los Baños mit Rincón (Boyeros, Havanna). Eine neue, 2014 fertiggestellte zweigleisige Eisenbahnlinie, die Ferrocarril del Puerto de Mariel, ersetzt die alte Ferrocarril de Guanajay und verbindet Havanna mit diesem Hafen und der Stadt Artemisa auf einer parallel zur Carretera Central verlaufenden Strecke mit Zwischenbahnhöfen in Bauta, Caimito und Guanajay.20 Auf der Ferrocarril del Oeste verkehren Personenzüge nach Pinar del Río sowie Kurzstrecken Havanna-Artemisa (über Guanajay) und Havanna-San Antonio.
Politik
Die “Provinzregierung der Volksmacht” vertritt den Staat in dem Gebiet und genießt ein gewisses Maß an Autonomie, solange sie im Einklang mit den allgemeinen Zielen des Landes als Koordinator zwischen den zentralen und lokalen Strukturen fungiert. Der Gouverneur der Provinz Artemisa ist Ricardo Concepción Rodriguez
Artemisa – das Juwel der Landwirtschaft
Die Wirtschaft der Provinz Artemisa stützt sich hauptsächlich auf die Landwirtschaft (Obst, Kartoffeln, Reis, Gemüse, Zuckerrohr) und die Baustoffindustrie (zwei Zementfabriken), die Lebensmittelindustrie und Kraftwerke. An der Nordküste befindet sich der wichtige Hafen von Mariel. Die Provinz ist auch im militärischen Bereich mit dem wichtigsten Stützpunkt der kubanischen Luftwaffe (San Antonio de los Baños), dem westlichen Stützpunkt der kubanischen Marine (Cabañas Bay) und der Militärakademie (College) „Antonio Maceo“ in Caimito von Bedeutung.
Sehenswertes:
Playa Baracoa
El Salto de Soroa
Las Terrazas
Der Soroa Orchideengarten
Playa de Salado