Eine Stadt mit Charakter
Stellt Euch eine Stadt im kolonialen Kuba vor, in der die hohlen Geräusche von Pferdekutschen und die poetischen Verse der lokalen Literatur widerhallen.
Das ist Bayamo, die älteste Provinzhauptstadt des Landes. Hier entsprang die charakteristische rebellische Persönlichkeit Kubas gegen die spanischen Kolonisatoren in den 1860er Jahren.
Als Kubas zweitälteste Stadt sprüht Bayamo nur so vor Geschichte. Sie ist älter als Havanna und Santiago und gilt seit jeher als die Stadt, die die kubanische Unabhängigkeit einleitete. Bayamo begrüßt Euch mit seinem einzigartigen Charme, seinem ruhigen Ambiente und seiner großen historischen Bedeutung. Begebt euch auf eine Erkungungs Tour durch die Stadt oder entflieht in die Natur der nahegelegenen Sierra.
Wo liegt Bayamo?
Bayamo ist die Hauptstadt der Provinz Granma im östlichen Teil Kubas. Unweit befinden sich die charmante Hafenstadt Manzanillo, der Naturpark Sierra Maestra und der nicht nur bei Radfahrern beliebte Fischerort Pilón. Die nächsten großen Städte sind Holguín, Las Tunas und Santiago de Cuba.
Eine Stadt fernab von Hektik
Bayamo ist Kubas ruhigste Provinzhauptstadt und insgeheim als Stadt der Pferdekutschen bekannt. Denn Pferde sind für etwa die Hälfte der Einwohner das wichtigste tägliche Fortbewegungsmittel und das charakteristische Geräusch der Hufen die Hintergrundmusik im Alltag.
Bayamo ist ein entspannter, in der Zeit gefangener Ort, an dem man eher Literatur zitiert als Schmuck verkauft bekommt. Hektik wird man hier garantiert nicht finden – perfekt für einen entspannten Spaziergang durch die Straßen dieser einzigartigen Stadt.
Aus touristischer Perspektive ist Bayamo deshalb insbesondere bei Reisenden beliebt, die Entschleunigung suchen und dem Thema nachhaltiger-reisen zugetan sind.
Bayamo und der Unabhängigkeitskrieg
Bayamo wurde im 17. und 18. Jahrhundert erst durch Schmuggelware und später durch Zuckeranbau sehr wohlhabend. Viele der lokalen Eliten waren privilegiert genug, ihr Söhne für ein Studium nach Spanien und Frankreich zu schicken. Einige von ihnen kehrten mit aufgeklärten Idealen über den Kolonialismus und einem starken Wunsch nach kubanischer Unabhängigkeit zurück.
Carlos Manuel de Céspedes, der heute als Gründungsvater der Nation bekannt ist, war ein wohlhabender Geschäftsmann, der 1868 seine Sklaven befreite und eine kleine Armee aufstellte, mit dem Ziel die Spanier aus Kuba zu vertreiben. Die daraus entstandene Bewegung wurde als Grito de Yara bekannt, ein Aufruf zur Unabhängigkeit oder zum Tod. Seinen Truppen gelang es, Bayamo einzunehmen und den Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien in Gang zu setzen.
Die Rebellen hielten Bayamo drei Monate lang unter Kontrolle, bis klar war, dass die zahlenmäßige Überlegenheit der spanischen Truppen sie bald besiegen würde. Anstatt sich zu ergeben, entschied sich die Armee der revolución, die Stadt niederzubrennen – ein ultimativer Akt des Aufruhrs, dem der größte Teil der Stadt zum Opfer fiel.
Welche Sehenswürdigkeiten gibt es in Bayamo?
Die wichtigsten Highlights, die Ihr in dieser Stadt entdecken könnt, haben wir auf dem unten stehenden Stadtplan eingezeichnet.
Obwohl der Brand im Jahr 1869 einen Großteil der kolonialen Gebäude Bayamos zerstörte, blieb das Herz der Stadt unversehrt, und die prächtige Kirche Iglesia de Santísimo Salvador thront noch immer über der gepflasterten Plaza del Himno. Andernorts zeugen gepflegte Reihen moderner Häuser und hübsche, von Bäumen gesäumte Parks von einer gut gepflegten Stadt.
Parque Céspedes
Der zentrale Treffpunkt von Bayamo und einer der grünsten Plätze Kubas, ist von reinen Fußgängerzonen umgeben. Neben seiner freundlichen Ausstrahlung und seiner Rolle als bester open air Musikplatz der Stadt (Orchester spielen hier regelmäßig) ist der Platz auch von großer historischer Bedeutung. Hier steht eine riesige Bronzestatue des Namensgebers und sein ehemaliges Wohnhaus befindet sich an der Nordseite des Parks. Die Casa Natal de Carlos Manuel de Céspedes hat den Brand von 1869 überlebt und ist heute eines der interessantesten Museen, die Bayamo zu bieten hat.
Casa Natal de Carlos Manuel de Céspedes
Dieses Museum ist das Geburtshaus des „Vaters des Vaterlandes“, in dem Céspedes geboren wurde und seine ersten 12 Lebensjahre verbrachte. Im Inneren werden Erinnerungsstücke an Céspedes durch eine Sammlung von spektakulär erhaltenen Möbeln aus dieser Zeit ergänzt. Das Museum ist architektonisch bemerkenswert, da es das einzige erhaltene zweistöckige Kolonialhaus von Bayamo ist, eines der wenigen Gebäude, die den Brand von 1869 überstanden haben.
Museo Provincial
Direkt neben dem ehemaligen Wohnhaus von Céspedes vervollständigt dieses Provinzmuseum den historischen Werdegang von Bayamo mit einem historischen Stadtdokument aus dem Jahr 1567 und einem seltenen Foto von Bayamo unmittelbar nach dem Brand.
Jardin Botánico de Cupaynicu
Um das immergrüne Hinterland von Bayamo zu erkunden, solltet Ihr diesen botanischen Garten besuchen, der etwa 16 km außerhalb der Stadt an der Straße nach Guisa liegt. Er wird nur von wenigen Reiseveranstaltern besucht, so dass Ihr die ruhigen, fruchtbaren 104 Hektar mehr oder weniger für Euch allein haben werdet. Es gibt 74 Palmenarten, zahlreiche Kakteen, blühende Orchideen und Abteilungen für gefährdete und medizinische Pflanzen.
Fabrica de los Coches
Es lohnt sich, einen Abstecher zu Kubas einziger handgefertigter Produktionsstätte für die traditionellen Coches zu machen. Die meisten Pferdewagen in Kuba sind aus Metall, aber diese hier werden aus Holz gefertigt. Ihr werdet die verschiedenen Stadien der Fertigstellung sehen, die Handwerker treffen und das beste Souvenir von Bayamo kaufen können: Miniaturmodell-Pferdewagen mit unglaublicher Liebe zum Detail.
Paseo Bayamés
Die Haupteinkaufsstraße von Bayamo wurde in den 1990er Jahren zur Fußgängerzone umgestaltet und mit Bänken und flippigen Kunstwerken versehen. An ihrem südlichen Ende befindet sich das Wachsfigurenkabinett Museo de Cera; in der Mitte gibt es verschiedene öffentliche Einrichtungen und Geschäfte im kubanischen Stil, darunter auch Essensstände.
Museo de Cera
Das winzige Museo de Cera, Bayamos kleine Version von Madame Tussauds, bietet überzeugende Wachsfiguren kubanischer Persönlichkeiten wie Polo Montañez, Benny Moré und Lokalmatador Carlos Puebla. Wer es etwas internationaler mag, findet hier auch Gabriel García Márquez und Hugo Chávez.
Catedral de San Salvador de Bayamo
Ein Highlight der Kathedrale ist der zentrale Bogen, der ein Wandgemälde zeigt, das die Segnung der kubanischen Flagge vor der Revolutionsarmee am 20. Oktober 1868 darstellt. Draußen auf der Plaza del Himno Nacional wurde 1868 zum ersten Mal die kubanische Nationalhymne „La Bayamesa“ gesungen.
Plaza de la Patria
Auf diesem Platz hielt Fidel Castro im Juli 2006 seine letzte, mitreißende öffentliche Rede, bevor er erkrankte und als Präsident zurücktrat. Das Denkmal für die großen kubanischen Persönlichkeiten hier zeigt Carlos Manuel de Céspedes, Antonio Maceo, Máximo Gómez, Perucho Figueredo und, dezent links von der Mitte platziert, Fidel: Es ist das einzige Denkmal in Kuba, auf dem er zu sehen ist.
Parque Chapuzón
Etwa einen Kilometer vom Zentrum Bayamos entfernt, wo der Bayamo-Fluss einen üppigen Streifen durch das städtische Netz gegraben hat, lockt das Grün. Die Parkanlage ist ein Treffpunkt für Einheimischen, um ihre Pferde zu tränken oder ein Grillfest zu veranstalten. Fußwege und pavillonförmige Stände, die Speisen und Getränke verkaufen, schmücken die Ufer.